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Lesewiese

Aus Liebe zum geschriebenen Wort.

Ich lese gerade

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do: Roman (German Edition)
Adam Johnson, Anke Caroline Burger
Ein plötzlicher Todesfall
J.K. Rowling
Jetzt auf allen Bestsellerlisten
Daniel Keel;Daniel Kampa

Ich schenke ein Buch zum Welttag des Buches

Heute ist für uns bibliophile Menschen ein ganz besonderer Tag, denn es wird das geehrt, was uns sehr große Freude bereitet: Das Buch. Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, haben sich über 900 Blogger auf Initiative zweier engagierter Buchliebhaberinnen zusammengeschlossen, um aus diesem Tag etwas besonderes zu machen. Die Aktion “Blogger schenken Lesefreude” wurde von Christina und Dagmar ins Leben gerufen. Heute werden bis zum 30. April auf allen beteiligten Blogs Bücher nach eigener Wahl unter allen Begeisterten verlost und der Welttag des Buches zelebriert.
Auch ich habe mich dieser Aktion angeschlossen und möchte euch ein ganz besonderes Buch schenken, nämlich das hochgelobte Debüt von Chad Harbach: “Die Kunst des Feldspiels”.

 

Welttag-des-Buches
 

Darum geht es:
“Chad Harbach hat den Traum von der »Great American Novel« wahr gemacht: ›Die Kunst des Feldspiels‹ ist ein literarisches Wunder, ein magisches Debüt, ein so kluger wie zu Herzen gehender Roman über den Abschied von der Jugend, über Leidenschaft und Liebe, Freundschaft und Familie.
Der Gott des Spiels hat Henry Skrimshander ein Geschenk in die Wiege gelegt: Der schmächtige, unscheinbare Junge aus der Provinz ist das größte Baseball-Talent seit Jahrzehnten. Als er in die Mannschaft des Westish College aufgenommen wird, scheint sein Aufstieg in den Olymp vorprogrammiert. Monatelang macht er nicht einen Fehler. Doch dann geht ein Routinewurf auf fatale Weise daneben … und die Schicksale von fünf Menschen werden untrennbar miteinander verknüpft. Henry hat einen neuen Gegner: den Selbstzweifel. Sein Mentor Mike Schwartz macht die bittere Erfahrung, dass er Henry zuliebe sich selbst vergessen hat. Henrys schwuler Mitbewohner Owen muss sich von einem herben Schlag erholen. Rektor Affenlight lernt spät im Leben die wahre Liebe kennen und schlittert in eine gefährliche Affäre. Und seine Tochter Pella flieht vor ihrem Mann nach Westish – um auf dem Campus mehr als nur Sex zu finden. Während das dramatische Endspiel unerbittlich näher rückt, sind sie alle gezwungen, sich mit ihren tiefsten Wünschen und Abgründen auseinanderzusetzen. Am Ende wird einer von ihnen gleich zweimal bestattet, und die Leben der anderen werden nie mehr dieselben sein.”

© Klappentext: Dumont Buchverlag

 
Ihr wollt gerne dieses Buch haben?
Hinterlasst mir einfach bis zum 30. April 12:00 Uhr ein Kommentar auf meinem Hauptblog lesewiese, dass ihr dieses Buch gern gewinnen möchtet. Teilnehmen dürfen nur Personen, die in Deutschland leben. Wer noch keine 18 Jahre ist, schickt mir die Einverständniserklärung seiner Eltern an mail@lesewiese.net. Bitte nehmt nur teil, wenn ihr das Buch gern selbst lesen möchtet. Die Aktion richtet sich an Menschen, die sich gern mit Büchern auseinandersetzen und deswegen wäre es sehr schade, sollte es in die Hände von jemandem gelangen, der es nur verkaufen möchte.

   
*Das Zitat über Leseglück stammt aus: “Das kleine Buch vom Leseglück” von Christiane Schlüter (Heyne Verlag)

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5928

Sarah Kuttner. Wachstumsschmerz.

Manchmal kommen Bücher zur rechten Zeit zu mir. So hat mir meine liebe Freundin zum Geburtstag das Buch einer Autorin geschenkt, die mich im letzten Jahr sehr mit ihrer Tiefgründigkeit und ihrem warmen und liebenswerten Schreibstil überrascht hat. Sarah Kuttner gehört seit „Mängelexemplar“ zu meinen liebsten Autorinnen und so stand ihr zweiter Roman „Wachstumsschmerz“ schon ziemlich lange auf der Wunschliste.

 

 
Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: November 2011
Verlag: Fischer
Seitenzahl: 288
ISBN: 3100422066
Preis: 16.99 Euro (Broschiert)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

Für Luise und Flo ist es an der Zeit, ihre Beziehung auf eine neue Ebene zu befördern und zusammenzuziehen. Und mit diesem Schritt stehen plötzlich auch große Fragen des Erwachsenwerdens vor der Tür und viele ernsthafte Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Plötzlich fühlt sich alles ganz anders an: viel größer, viel bedeutsamer und entscheidender. Und irgendwie nur gezwungen erwachsen.

 

Meine Bewertung:

Das mit dem Erwachsen Werden scheint generell heutzutage gar nicht so einfach zu sein. Da hat man so viele Möglichkeiten und muss sich entscheiden (können), und darf man sich da einfach für die kleinen Dinge entscheiden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Luise und Flo sind in ihrer Beziehung angekommen und befinden, dass der nächste Schritt kommen muss. Für beide bedeutet dies den ersten Umzug zu zweit und besonders für Flo bringt allein der Gedanke daran Unbehagen. Doch dann ist der Tag da, die Wohnung gefunden, die alte Schabracke (Luises Couch) verschenkt und die Möbelpacker bestellt. Und irgendwie kommen beide nicht zur Ruhe.

 

„Weshalb liege ich hier in der Nacht vor meinem ersten Umzug zu zweit und habe das Gefühl, nur Erwachsensein zu spielen? Etwas zu tun, was von mir erwartet, aber nicht notgedrungen in gleichem Maße gewollt wird?“

Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz, S. 101
 

Diese gesellschaftlichen Erwartungen über Entscheiden und Erwachsen-Sein sind es, die für Luise ein Problem sind. Plötzlich merkt sie, dass in ihr etwas nicht stimmt, dass sie sich nicht so fühlt, wie sie sollte. Und mit all ihren Launen und Macken schließe ich sie ins Herz, auch wenn sie gemeine Sachen zu Flo sagt und der sich das einfach gefallen lässt. Überhaupt kann ich mich gegen das Ins-Herz-Schließen bei Frau Kuttners Büchern nicht erwehren. So offen, wie ehrlich, so intim wie menschlich. Das fängt bei den Figuren an und hört beim Schreibstil nicht auf. Ich suche die ganze Zeit für ein Wort dafür, aber mir fällt dazu immer nur „liebenswert“ ein. Ihre Sprache ist einzigartig und wunderbar. Sowohl spielerisch, als auch trocken trifft sie den Nagel einfach auf den Kopf. Da kommt man sich plötzlich mit den gleichen Gedanken und Macken nicht mehr ganz so verrückt und doof vor. Nicht mehr ganz so alleine.

 

„Hat nicht jeder das Recht auf seine eigenen Probleme, auch wenn dies im Umkehrschluss bedeutet, dass man auch den ganzen Arschlöchern zugestehen muss, dass ein geklauter Ferrari auch scheiße ist? Ich finde ja. Ich finde es nur fair, die eigenen Probleme am eigenen Leben zu messen.“

Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz, S. 163f
 

Und vielleicht ist ihr Roman „Wachstumsschmerz“ spannungsmäßig nicht der ganz große Wurf – denn es passiert eigentlich nicht viel, außer dass zwei Menschen zusammenziehen und üben, damit klar zu kommen – aber loslassen kann es mich auch nicht. Und so muss ich wieder meinen Hut vor der Autorin ziehen, die es schafft, mich traurig und glücklich zu machen. Denn wenn ein Buch einen berühren kann, hat der Autor alles richtig gemacht.

 

Fazit:

Sarah Kuttner greift den Geist der Zeit auf, trifft für die junge mitteljährige Generation mit „Wachstumsschmerz“ einfach die richtigen Worte. Es geht um das Erwachsen sein, Entscheiden-müssen und Fühlen. Es gibt Bücher, die anspruchsvoller sind, aber dennoch lässt einen dieses intelligente und ehrliche Werk nicht los, klammert sich ans Herz, auch wenn man es beiseitelegt. Ich mag es sehr.

 
5 von 5 Bewertungskatzen

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5900

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Ich weiß gar nicht, wie lange ich um dieses Buch herumgeschlichen bin, bis ich es erstens zu Hause hatte und zweitens es schließlich gelesen habe. Die Bewertungen bei Lovelybooks und Amazon waren voller Lob, und als schließlich auch eine Freundin davon sehr begeistert und berührt war, wanderte es tatsächlich immer weiter nach oben auf die Wunschliste. Am Ende bescherte mir ein Gutschein das E-Book und ich muss sagen: Ich hätte es früher lesen müssen!

 

 
Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: Juli 2012
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Seitenzahl: 288
ISBN: 3446240098
Preis: 16.90 Euro (Gebunden)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

Die 16jährige Hazel hat Lungenkrebs und obwohl sie ein Medikament bekommt, das ihr Leben verlängert, weiß sie, dass ihre Zeit nur sehr begrenzt ist. Und diese möchte sie mit einem normalen Leben füllen, in dem sie weder bemitleidet wird, noch der Kummerschwerpunkt ihrer Eltern ist. In einer Selbsthilfegruppe, die sie eigentlich gar nicht gern besuchen will, lernt sie den attraktiven Gus kennen, der ihr schließlich ihren größten Wunsch erfüllt: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um Hazels Lieblingsautor Peter Van Houten kennenzulernen.

 

Meine Bewertung:

 

„Nein, Nostalgie ist eine Nebenwirkung des Sterbens.“, gab er zurück. Über uns blies der Wind und die Schatten der Bäume tanzten auf unserer Haut. Gus drückte meine Hand. „Das Leben ist schön, Hazel Grace.“

John Green Das Schicksal ist ein mieser Verräter, S. 216

 
Ein Buch über eine todbringende Krankheit, die das Leben von Menschen innerhalb kurzer, schmerzvoller Zeit dramatisch beendet, ist unweigerlich mit Traurigkeit, Schwermut, Nostalgie und vielen sich überschlagenden Gefühlen verbunden. Auch wenn der Tod zum Leben dazugehört, sind diese Krankheiten besonders für junge Menschen, die noch am Beginn ihres Lebens stehen, am allerschlimmsten. Vor allem, weil ihnen Chancen genommen werden, Dinge zu erleben, die das Leben so vielfältig und bunt sein lassen. Weil es nicht schön ist, wenn man in einer unglaublich aufregenden Zeit Erfahrungen nicht einfach sammeln und genießen kann, sondern man stets das Ende und die Bedeutungsschwere von Situationen vor Augen hat.

So wünscht sich auch Hazel, die gerade mit ihren blutjungen 16 Jahren auf eine enorme Krankheitsgeschichte zurückblicken muss, nichts weiter als normal zu sein. Als keinen Lungenkrebs zu haben, der sie bereits fast schon einmal umgebracht hätte und sie nur mit letzter Kraft zurückgeholt werden konnte. Dank eines Medikamentes, das es leider nicht gibt, kann sie noch eine gewisse Zeit auf der Erde verweilen, mit Freunden zusammen sein und lieben (lernen). Wie lange diese Zeit bemessen ist, weiß keiner, nur dass es nicht besonders lang sein wird, ist gewiss. Und mit Sauerstoffflasche ausgerüstet, sich selbst als Kummerquelle ihrer Eltern betrachtend, verweilt sie hadernd und lesend. Besonders ein Buch hat es ihr angetan, das sie immer wieder liest und das Ende ist es, was sie daran am meisten fesselt. Als sie Gus in der Selbsthilfegruppe kennenlernt, die sie eigentlich gar nicht leiden kann, weil das Treffen Tod und Krankheit vor Augen führt, findet sie jemandem, mit dem sie ihre Leidenschaft für dieses Buch teilen kann. Gemeinsam lesen und verlieben sie sich schließlich ineinander und verleben eine glückliche, aber auch schwermütige Zeit. Freunde sterben, oder verlieren Lebensfreude, -mut und auch Organe an den Krebs. Eltern sorgen sich, und wollen das Beste für ihr todkrankes Kind, das sie lieben, das aber auch die einzige Quelle ihres Leides ist.

 

„Sie waren vielleicht froh, dass sie mich hatten, aber ich war trotzdem der einzige Grund für all ihren Kummer.“

John Green Das Schicksal ist ein mieser Verräter, S. 110
 

Und so erzählt das Buch die Geschichte von einem jungen Pärchen, das nicht mehr viel Zeit miteinander verbringen kann, und die verbleibende so glücklich wie möglich nutzen will. Sie reisen zusammen nach Amsterdam, erfüllen sich einen Lebenstraum und stellen fest, dass das Leben keine Wunscherfüllmaschine ist.
Und auch wenn ich beim Lesen den Tod genauso vor Augen hatte wie die Figuren, die von ihm erzählen, spürte ich dass das Buch nicht einfach über den Tod erzählt, sondern auch bunt, schillernd und glücklich vom Leben. Witzige Dialoge – Gus ist einfach großartig – brachten mich zum Lachen, andere wiederrum ließen mir die Tränen in die Augen schießen und ich konnte gar nicht mehr aufhören damit, mit beidem. Manchmal saß ich andächtig da und dachte über die Schönheit der Worte nach, die ich soeben gelesen hatte. Viele davon haben sich in mein Herz gepflanzt und ich werde sie fortan immer bei mir tragen, wie einen Schatz. Das schönste an dem Buch ist jedoch, wie ehrlich es erzählt. Weder Behandlungsmethoden, Schmerzen, das Vollgestopfe mit Medikamenten, die kaum gesund, aber gleichzeitig anderes krank machen, noch das Mitleid, das die Betroffenen von Gesunden empfangen – nichts wird verschönt und es tat mir sehr, sehr weh das alles zu lesen. Besonders bemerkenswert sah ich auch die Rolle der Eltern, von beiden – Gus und Hazel – für die so eine Situation wirklich sehr schwer ist. Und auch Hazels Ängste, wie das Leben ihrer Eltern nach ihrem Tod weitergeht, haben mich nicht mehr losgelassen.

 

Fazit:

Wer dieses Buch zu Hause stehen hat, oder wer noch überlegt, es zu kaufen: Lest es. Sofort! Es ist ein vielseitiges, ehrliches, lustiges, wunderbares Buch über eine sehr, sehr traurige Sache. Ich ging aus meiner Lektüre jedoch nicht nur mit traurigen, schweren Gedanken heraus, sondern spürte auch eine unglaubliche Wärme dafür, das Leben in seinen Momenten zu genießen und es dafür zu schätzen, dass es unberechenbar ist. Und von den ganzen Taschentüchern, die verbraucht neben mir auf dem Couch lagen, und den tränennassen Wangen mal abgesehen: Es ist ein glücksstiftendes Buch. Und ich könnte es sofort wieder lesen. Und immer wieder. Also: Greift zu und investiert eure Zeit. Es lohnt sich.

 
5 von 5 Bewertungskatzen
 

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5893
"Nein, Nostalgie ist eine Nebenwirkung des Sterbens", gab er zurück. Über uns blies der Wind, und die Schatten der Bäume tanzten auf unserer Haut. Gus drückte meine Hand. "Das Leben ist schön, Hazel Grace."

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

(S. 216)

Rückblick März 2013

Von wegen Frühling! Auch im März bescherte uns das Wetter Schnee, Kälte und relativ wenig Sonne. Im April kann es jetzt aber nur noch besser werden… :) Es ist Zeit, einen Blick zurück auf meine Leseereignisse des vergangenen Monats zu werfen. Es waren wieder einige Highlights dabei.


Überblick
 
Man merkt, dass ich mehr Zeit für Vergnügungen habe, denn auch im März habe ich mein bisher lesereichstes Jahr um fünf Bücher erweitert. Fest vorgenommen hatte ich mir, endlich mal wieder den Kindle zu benutzen, was ich dank meines letzten März-Buches auch umgesetzt habe. Leider bietet unsere Bibliothek nur die Möglichkeit, auf den Kindle Fire HD E-Books auszuleihen, sodass ich mir nur handfeste Literatur ausleihen kann und das meine E-Book-Nutzung stark einschränkt. Nun, insgesamt habe ich 1 Hörbuch gehört, 3 Bücher in gedruckter Form & 1 E-Book gelesen.

 
Gelesen
In einer Person John Irving: In einer Person
Nachdem ich viel Gutes über John Irving gehört habe, war es an der Zeit, dass ich auch einmal von ihm lesen würde. Also lieh ich mir “In einer Person” als mein erstes Buch aus der Bibliothek aus und verschwand für mehrere Tage hinter diesem über 700-Seiten starken Wälzer. Aufgetaucht bin ich schließlich doch mit einem positiven Gefühl zum Buch, da es auf jeden Fall zum Nachdenken anstößt, toll geschrieben ist & viele starke, beachtenswerte Charaktere mitspielen. Inhaltlich verfolgt man als Leser das sich wandelnde Verhältnis von Gesellschaft zu Homosexualität in den USA. Für mich war das Buch 4 von 5 Lesekatzen wert.

 

GrießnockerlaffäreRita Falk: Grießnockerlaffäre
Mein Hörbuch des Monats März war der aktuelle und vierte Provinzkrimi von Rita Falk. Das im schönen Bayern stattfindende Spektakel konnte mich vor allem durch die grandiose Leseleistung von Christian Tramitz begeistern. Und obwohl ich anfangs sehr stark begeistert war: die Sprache, die Atmosphäre und die Erzählweise waren einfach unglaublich angenehm, fand sich meine Begeisterung für das Buch schließlich wieder auf normalem Niveau ein. Viele Wiederholungen und das Gefühl, dass irgendwie keine große Steigerung des guten ersten Eindrucks geschah. Immerhin 4 von 5 Lesekatzen.

 

Perla Carolina de Robertis: Perla
Umso begeisterter war ich dann von meinem nächsten Buch, dass ich im Februar schon angekündigt hatte. Und zwar handelt es sich um eine sehr poetisch und tiefsinnig erzählte Geschichte über eine junge argentinische Frau, deren Wurzeln eng verbunden sind mit der Geschichte des Landes. Ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Identität führen sie in ein dunkles Kapitel der Historie zurück: Zur Diktatur, die bis 1983 viele Opfer forderte. Wer sich also in Romane versinken lässt, die poetisch, tiefgründig und ergreifend sind, darf Perla nicht liegen lassen. Es ist ein wundervolles Buch und eines meiner Highlights des Jahres. 5 von 5 Lesekatzen.

 

Ein Hologramm für den König Dave Eggers: Ein Hologramm für den König
Etwas mehr erhofft hatte ich mir von diesem als gesellschaftskritisch gelobten Roman aus den USA. Um Globalisierung und Kapitalismus geht es tatsächlich. Doch mit dem sehr mittelpunktsbedürftigen Charakter der Hauptfigur konnte ich mich leider überhaupt nicht anfreunden. Zu sehr betrachtete er sich als Opfer einer Zeit, die Aktivität, Flexiblität und Klugheit fordert. Zu sehr hatte er aus meiner Sicht zu seinen verfehlten Lebenszielen beigetragen, als dass ich ihn als Opfer betrachten konnte. Auch die Konturen der Auswirkungen von Globalisierung hätten aus meiner Sicht gern etwas schärfer ausfallen dürfen. Mit einer anderen Hauptfigur wäre ich vielleicht sogar ein Freund des Buches geworden. So kann ich aber leider nur 3 Katzen vergeben.

 

Öffne deine SeeleStephan M. Rother: Öffne deine Seele
Mein Highlight wartete bei Lovelybooks auf mich. Das aufgeräumte und schön hergerichtete Bücherforum brachte mich auf die Leserunde zu dem neuen Thriller des deutschen Autors Stephan Rother. Dessen ersten Thriller habe ich mit Freude und Begeisterung verschlungen (Ich bin der Herr deiner Angst), sodass die Fortsetzung ein absolutes Muss war. Also flugs auf den Kindle heruntergeladen und mal wieder digitales Lesen genossen (was ich vom Komfort her wirklich besser finde als normale Bücher zu halten). Ein großartiger Thriller, spannend bis zum Umfallen, der vor allem die Beziehungen der Ermittler in den Vordergrund stellt. Wie auch im ersten Buch kann man so ein gutes, umfassendes Bild über die Charaktere gewinnen, die glaubhaft dargestellt sind und an denen man sich auch gern stoßen darf. Thematisch geht es um das Sich-Selbst-Öffnen vor einer medialen Öffentlichkeit und Transparenz unseres emotionalen und psychischen Innenlebens. Absolut empfehlenswert!

 
Top und Flop
Sehr gut gefallen haben mir Perla von Carolina de Robertis & Öffne deine Seele von Stephan M. Rother, der übrigens in der Leserunde sehr aktiv und detailreich auf unsere Fragen geantwortet hat.
Ein richtiger Flop war es nicht, aber ich würde es dennoch nur eingeschränkt empfehlen: Dave Eggers und Ein Hologramm für den König.

 
Neu im Regal
Ein paar Bücher sind tatsächlich auch im März dazu gekommen. In der Bibliothek ausgeliehen habe ich immer noch “Winterkartoffelknödel” von Rita Falk. Außerdem von Arne Dahl “Gier”. Dieser Thriller erschien außerhalb der Reihe um das A-Team. Die Leseprobe hatte mir damals schon viel Lust auf das Buch gemacht.
Zudem habe ich mir folgende Bücher auf meinen Kindle heruntergeladen:
Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green. Aktuell lese ich diesen Jugendroman über ein krebskrankes Mädchen. Nach dem ersten guten Drittel kann ich sagen, dass ich schon jetzt sehr berührt und begeistert von der bewegenden Geschichte bin.
Ebenso hinzu kam von John Irving “Garp und wie er die Welt sah. Verrückt soll dieser Roman sein, voller skurriler Ereignisse und merkwürdiger Figuren. Ich bin gespannt.
Gekauft habe ich mir schließlich den Krimi von Stephan M. Rother, den ich bereits gelesen habe (Öffne deine Seele).

 
Vorschau
Auf jeden Fall wartet auf euch im April die Rezension zu “Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, das ich bereits begonnen habe.
Jun DoZudem möchte ich an der Leserunde auf Lovelybooks teilnehmen, zu einem Buch, das mit den aktuellen Ereignissen in Nordkorea gut zusammenpasst. Es handelt sich um einen Roman von Adam Johnson, der in das abgeschottete Nordkorea reiste, um einen Einblick in das Leben der Menschen dort zu erlangen. Das Buch heißt “Das geraubte Leben des Waisen Jun Do” und ist eine Mischung aus Spionagethriller und Liebesroman. Für mich klang das sehr vielversprechend. Die Leserunde startet Anfang April, und ob ich das Buch gewinne oder nicht: Ich werde auf jeden Fall dabei sein.
Sicher kommen dazu schließlich noch die Bücher aus der Bibliothek hinzu. :)
Und jetzt verbleibt es mir einzig und allein, euch einen guten Start in den vierten Monat des Jahres zu wünschen! Und hoffentlich kommt dann auch bald der Frühling, zum Herzerwärmen.

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5838

Stephan M. Rother: Öffne deine Seele

Öffne deine Seele (German Edition) - Stephan M. Rother

Durch die wunderbare Überarbeitung von Lovelybooks, die meiner Meinung nach absolut gelungen ist, bin ich beim Stöbern zufällig auf die Leserunde zum zweiten Thriller von Stephan M. Rother gestoßen. Ihr erinnert euch vielleicht noch an meine Rezension zum Auftakt von ihm Ich bin der Herr deiner Angst. Dieses Buch hatte mir wahnsinnig gut gefallen und es war klar, dass ich mir sofort den Nachfolger besorgen musste, als ich von seiner Veröffentlichung erfuhr.

 

 

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: 1. März 2013
Verlag: rororo
Seitenzahl: 512
ISBN: 3499259869
Preis: 9.99 Euro (Taschenbuch)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

Im schwülen Hamburger Sommer lauert auf das Ermittlerteam um Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs ein Mörder, der es auf die Seele des Menschen abgesehen hat. Im Hamburger Dahliengarten treibt in einem Wasserbecken zwischen den Seerosen die Leiche eines jungen Mannes, der Presse und Öffentlichkeit gut bekannt ist: Er ist der Sohn einer der einflussreichsten Familien der Stadt: Falk Sieverstedt. In mitten dieser Aufmerksamkeit, die ihm durch Einfluss und Reichtum seiner Herkunft zu Teil wird, ist er auf der Suche nach sich selbst. Sein Weg führt ihn zur Reality-Live-Fernsehsendung „Second Chance“, in der er anonym seinen Selbstmord ankündigt. War es wirklich Selbstmord? Als schließlich Hannah verschwindet, wird der Fall persönlich.

 

Meine Bewertung:

 

„Vollständige Transparenz erreicht am Ende nur eines: Sie beraubt die Welt ihres Zaubers.“

Im Nachwort des Autors

 
Transparenz und das Sich-Öffnen in aller Öffentlichkeit ist das Anliegen der Reality-Sendung um den omniösen Moderator Marius. Verzweifelte Menschen rufen ihn an, auf der Suche nach dem letzten für sie möglichen Weg mit ihren Schwächen und Fehlern zurecht zu kommen. Marius Ratschläge für seine Freunde sind manchmal sehr hart und zynisch, sodass man schnell auf die Idee kommt, ein Selbstmord könnte unterstützt durch Marius Worte nicht fern liegen. Tatsächlich weist bei dem Tod von Falk Sieverstedt alles auf Selbstmord hin, vor allem weil er ihn in der Sendung als „Felix“ angekündigt hatte. Die Ermittlungen stellen die gute kollegiale Beziehung zwischen Hannah Friedrichs und Jörg Albrecht auf die Probe. Zwischen ihnen stehen viele unausgesprochene Dinge und Selbstverständlichkeiten. Dass Kommunikation in Beziehungen jedoch unverzichtbar ist, merkt Hannah auch gegenüber ihrem Ehemann. Und doch finden beide keinen Weg sich voreinander zu öffnen.

Der Thriller stellt aufgrund seiner Thematik, die wirklich ziemlich gut umgesetzt wurde, vor allem zwischenmenschliche Beziehungen in den Vordergrund. Die bereits in Teil 1 sehr ausführlich dargestellten Charaktere gewinnen im zweiten Buch erneut an schärferen Konturen. Ihre Schwächen, Stärken, Ängste und innersten Gefühle offenbaren sich vor dem Leser, der sich wunderbar mit ihnen auseinandersetzen kann. So fällt mir die Identifikation mit Hannah sehr leicht, die mittlerweile eine meiner Lieblingsfiguren ist. Wie so viele Personen in dem Buch lernt sie während der Ermittlungen viel über sich selbst, öffnet dem Leser, aber nicht ihrem Umfelds ihre Seele. Diese sehr intime Beziehung zu den Figuren ist einer der Pluspunkte, die ich dem Buch geben kann.

Der Fortsetzungsthriller lebt außerdem von ungeheurer Spannung. Ich war unfähig das Buch wegzulegen und wenn ich es doch mal musste, war ich gedanklich immer noch vertieft. Die Spannung entsteht vor allem aufgrund der mysteriösen Atmosphäre, die Marius umgibt, und der sich den Ermittlungen nicht auf normalem Wege zur Verfügung stellt. Zudem treibt auch das Verschwinden von Hannah Spannung und Handlung voran. Unterbrochen wird im ersten Teil die Erzählung der Vorkommnisse durch sogenannte Zwischenspiele, welche das Wesen der Sendung „Second Chance“ wiedergeben, und für den Leser eine Möglichkeit sind, die Hintergründe des Mordes zu durchschauen. Dass ich trotzdem nicht in der Lage war, die richtigen Schlüsse zu ziehen, lag auch an der geschickten Streuung von Hinweisen, die die Identität von Mörder und Drahtziehern verschleierten. Und wie im ersten Buch auch, ist es wohl die persönliche Auseinandersetzung mit den Ermittlern, die vom Mörder ablenken.

Neben den Charakteren und der herausragenden Spannung, ist meiner Meinung nach ein wirklich großer Pluspunkt für die Reihe, dass sich einem Thema mit großer Tiefgründigkeit genähert wurde. Transparenz, derer wir uns manchmal erwehren, vor allem wenn es um Überwachung und Datenkontrolle geht, derer wir uns manchmal aber auch gerne persönlich aussetzen, ist auf jeden Fall ein Thema, mit dem sich jeder auseinandersetzen sollte. Dass dem Leser immer offen bleibt, sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht die Meinung des Autors aufgezwungen wird, ist mir sehr wichtig. Stephan M. Rother schafft es, die Themen gut in die Handlungen einzuweben und diesen Spielraum für eigenes Nachdenken zu schaffen.

 

Fazit:

Für mich gehört die Reihe um Albrecht und Friedrichs immer noch zu meiner liebsten Thrillerserie (die ja auch erst seit dem 2. Buch eine Serie ist). Der vielversprechende Anfang in „Ich bin der Herr deiner Angst“ findet in „Öffne deine Seele“ seine Fortsetzung und ist an Spannung und Tiefe kaum zu übertreffen. Realistische Figuren, die man lieben und ablehnen kann, Fälle, die Figuren und Leser an ihre Grenzen bringen und zum Nachdenken anregen; und Spannung, die einen fesselt und ein Herzschlagfinale bietet. Was will man mehr? Thrillerfans dürfen an diesem Autor auf jeden Fall nicht vorbei gehen. Und ich warte jetzt neugierig und gespannt, was der 3. Fall für alle bereithalten wird.

 
5 von 5 Bewertungskatzen

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5830

Dave Eggers: Ein Hologramm für den König

Die Finanzkrise rückt einmal mehr in den Blickpunkt und bietet großes Potential für Romane mit traurigen Helden dieser Krise. Auch wenn es in „Ein Hologramm für den König“ nicht unbedingt um die Finanzkrise als solche, sondern vielmehr um die Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft geht, ist der Held im Mittelpunkt ein Trauriger.

 

 
Ein Hologramm für den König

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: 14. Februar 2013
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl: 352
ISBN: 3462045180
Preis: 19.99 Euro (Geb. Ausgabe)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

Für den Amerikaner Alan Clay bietet das Millionenprojekt des saudischen Königs „KAEC“ (King Abdullah Economic City) die Möglichkeit, einen guten Abschluss zu erzielen. Alan ist Consultant und soll in der geplanten High-Tech-Stadt in Saudi-Arabien seinem Unternehmen den IT-Ausbau sichern. Als er sich mit einem kleinen Team junger Experten schließlich vor Ort einfindet, um die entscheidende Präsentation vor König Abdullah abzuhalten, ist von der Stadt noch nicht viel zu sehen. Während er auf die verzögerte und unsichere Ankunft des Königs wartet, zieht sein bisheriges Leben noch einmal vor seinem inneren Auge vorbei.

 

Meine Bewertung:

 
Alan Clay hat mit seinen 54 Jahren schon einen großen Teil seines Lebens erlebt. Er ist geschieden, hat eine Tochter, die studiert. Er hat verschiedene Unternehmungen in den Sand gesetzt und eine Menge Schulden. Trotz allem geht er voller Optimismus nach Saudi Arabien, hat sich für diesen Auftrag seiner Meinung nach auch optimal vorbereitet. Voller Neugierde und Vorfreude auf die King Abdullah Economic City, deren Entstehung für viele Jahre geplant ist, findet sich Alan in einem spärlichen Zelt ohne Klimaanlage oder WLAN wieder. Die Ankunft des Königs ist ungewiss, verschiebt sich jeden Tag, manchmal sogar um eine ganze Woche. So bleibt Alans Aufenthalt mit seinem jungen Expertenteam auf Dauer ungewiss. Nun ist die erste Eigenschaft, die ich an Alan kennenlerne ausgerechnet eine, die ich absolut furchtbar finde: Unpünktlichkeit. Er schafft nicht den Bus, den das Team gemeinsam zum Veranstaltungsort der Präsentation transportieren soll. So kommt er mit einiger Verspätung und einer neuen Bekanntschaft (Yousef, der Taxifahrer) vor Ort an. Auch wenn das am Ende egal ist, denn der König kommt an diesem Tag nicht, fällt mir Alan, mit dem ich eine ganze Weile verbringen soll, gleich negativ auf.

Mit der Unpünktlichkeit ist es nicht getan. Während er sein Leben Revue passieren lässt – angestoßen von Gesprächen mit Yousef, der Bekanntschaft mit Hannah, die in der KAEC arbeitet, oder durch sein Geschwulst, was er in der Nähe seiner Wirbelsäule aufgespürt hat – zeigt sich, das Alan in seinem Leben durch eigenes Verschulden oder Pech, einige Dinge nicht auf die richtige Spur bringen konnte. So hat er dank der Globalisierung als Manager des renommierten Fahrradherstellers Schwinn an China verloren, ein Unternehmen in den Sand gesetzt, und dank eines eigenen Unternehmenskonzeptes zur Herstellung von Fahrrdäern massenhaft Schulden angehäuft. Ob er das Semester seiner Tochter bezahlen kann, hängt von dem Auftrag in Saudi Arabien ab. Alan gibt sich während seines Aufenthalts im Wüstensand einiger Träume hin. In KAEC zu wohnen ist einer davon. Den Auftrag vom König zu bekommen ein anderer. Und während er vor sich hin sinniert, erzählt er einige Geschichten seines Lebens, die ich unfassbar halte. Einerseits, weil sie an sich von Übermut, Leichtsinnigkeit und Voreiligkeit gezeichnet sind – und das in Situationen, die stark mit verantwortungsbewusstem Handeln zusammenhängen. Andererseits weil ich stets das Gefühl habe, dass er aus seinen Fehlern, die ihn in seine jetzige Situation gebracht haben, nicht gelernt hat. Die Naivität mit der er in Saudi Arabien Erfolg zu glauben hofft, ist für mich unverständlich. Überhaupt ist mir seine ganze Person ein einziges Rätsel. Er betrachtet sich als Opfer der Globalisierung, als Opfer seines Geschwulstes und seines Lebens, anstatt seinen eigenen Anteil daran zu suchen. Er unterwirft sich bedauernd und bedauernswert seinen Krisen, anstatt sie aktiv anzupacken. Er ist ein Träumer, der auf der Nase gelandet ist und liegen bleibt. Zudem ändern sich seine Stimmungen von Hoch zu Tief, dass es eine wahre Freude ist. Plötzlich ist er hoffnungsfroh, fühlt sich aktiv und fit. In der nächsten Stunde verliert er jeglichen Lebensmut, sieht sich am Ende seiner Lebenstage angelangt. Irgendwo ist das wohl bei seinen Krisen begreifbar. Für mich jedoch auf Dauer kaum auszuhalten.

Das Buch zeichnet wirklich nach, was die Globalisierung mit Menschen anrichten kann. Es kann in diesen Zeiten auch nicht jeder ein Held sein. Anpassung gehört dennoch zu den wichtigsten Eigenschaften, die Individuen durch die Evolution mitbekommen haben. Diese Anpassung fehlt Alan völlig. Statt auf den fahrenden Zug aufzuspringen, lässt er sich von ihm überfahren.

 

Fazit:

Ich hatte mir in der Tat von diesem Buch mehr erhofft. Womöglich hatte die Hauptfigur einen großen Anteil an meiner Enttäuschung. Das bedauernswerte und bemitleidenswerte Verhalten des Alan Clay, der in Saudi Arabien trotz aller Lebenskrisen den Geschäftsabschluss seines Lebens zu machen gedenkt, hat mich irritiert und angestrengt. Es ist ein Buch, bei dem man schon von Anfang an merkt, auf welches Ende es zusteuert. Nichts desto trotz führt es auf jeden Fall vor Augen, was Globalisierung alles mit dem Leben eines Menschen anstellen kann.

 
3 von 5 Katzen

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5823

Montagsfrage: Ist dir die Gestaltung eines Buches wichtig?

Jetzt ist einige Zeit ins Land gestrichen, in der ich mich ein wenig zurückgezogen habe aus dem Blogalltag. Die Montagsfragen der vergangenen 3 Wochen habe ich ausgelassen, weil sie für mich nicht relevant waren, ich sie bereits in einem vorherigen Artikel beantwortet hatte oder nur eine unnötig kurze Antwort entstanden wäre. Heute jedoch möchte ich mich jedoch wieder beteiligen.
Heute lautet die Frage:
Welche Rolle spielt die Gestaltung eines Buches bei der Kaufentscheidung? Lässt du dich von einem besonders schönem Cover und liebevollen Details beeinflussen?


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Die Gestaltung eines Buches ist aus meiner bewussten Sichtweise eher nebensächlich, wenn es um Kaufentscheidungen geht. Es ist allerdings natürlich so, dass man in dem ganzen Wust an Büchern, die es im Buchladen zu erstehen gibt, erst einmal einige herauspicken muss (man kann ja schließlich nicht alle genau anschauen). Ich bin mir sicher, dass ich mich unter diesem Gesichtspunkt den psychologischen Einflussfaktoren der Buchgestaltung unterwerfe. Natürlich nehme ich diesbezüglich besonders die Bücher aus dem Regal, welche mir durch ihr Cover ins Auge stechen. Wenn es jedoch um die endgültige Frage geht, ob ich mit diesem Buch gerne mehr Zeit verbringen möchte und es in mein privates Buchregal wandert, lasse ich andere Faktoren als das Cover oder gestaltetes Innenleben primär entscheiden. Wichtiger sind mir hierbei die vielversprechende Inhaltsangabe, Leseprobe oder der Autor, mit dem ich bereits gute Erfahrungen gemacht habe.
Ende letzten Jahres/ Anfang diesen Jahres habe ich jedoch ganz bewusst einmal die Gestaltung zweier Bücher als wichtigsten Gesichtspunkt für einen Kauf betrachtet. Und zwar erwarb ich von Ali Shaw aus dem Script 5 Verlag die beiden Bücher „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ und „Der Mann, der den Regen träumt“. Diese sowohl äußerlich, als auch innerlich außergewöhnlich gestalteten Bücher haben mich sehr angesprochen und gehören sicher zu den schönsten Büchern, die ich habe. Natürlich gibt es auch noch andere Bücher, die ich überwiegend der tollen Gestaltung mein Eigen nennen kann. Dazu gehört zum Beispiel die Sonderausgabe von „Der kleine Hobbit“, welche ich zu Weihnachten geschenkt bekam. Im Gegensatz zu normaler Literatur wie Krimi und Romane, die ich hauptsächlich lese, ist mir bei Fotobänden die Gestaltung des Buches viel wichtiger. Immerhin wirken diese Bücher vor allem durch ihren visuellen Reiz.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das reine Entscheiden nach Cover, ohne Beachtung von Klappentext und Inhaltsangabe auch das Risiko für Fehlkäufe birgt. Was meint ihr dazu? Und wie beeinflusst euch das Cover/Gestaltung beim Kaufen?

 
*Paperthin stellt auf ihrem Blog jeden Montag eine Frage, die innerhalb einer Kalenderwoche auf dem eigenen Blog beantwortet werden kann. Die gesammelten Blogbeiträge aller Teilnehmer, Paperthins eigene Antwort und das Teilnahmeformular, in welches der Link des eigenen Beitrages eingegeben wird, könnt ihr hier einsehen.

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5816

Rita Falk: Grießnockerlaffäre (Hörbuch)

Mein erster Ausflug in die bayrischen Provinz-/ Alpen-/ Dorfkrimis scheiterte bereits an nur einem Buch (Oberwasser von Jörg Maurer), das mir so rein gar nicht gefallen hat. Obwohl ich dieses bayrische Flair wahnsinnig gerne mag, war mir damals der Mordfall ein wenig zu lasch und die Stimmung zu künstlich. Es war Zeit für einen neuen Versuch und zwar als Hörbuch.

 

 
Grießnockerlaffäre

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: 2012
Verlag: Der Audio Verlag
Spieldauer: 6 Std. 38 Minuten (ungekürzt)
Buchlänge: 240 Seiten
ISBN: 978-3-423-24942-3
Preis: 19.95 Euro (Im Audible-Abo für 9.95 Euro erhältlich)
Gesprochen von: Christian Tramitz

Kauf mich bei Audible.de!

 

Darum geht es:

Im vierten Provinzkrimi um Franz Eberhofer bekommt es der Dorfpolizist mit einem Mord zu tun, der ihn selbst zum Hauptverdächtigen werden lässt. Ausgerechnet bei der Hochzeit vom Lieblingskollegen Stopfer findet man spät nachts den Vorgesetzten vom Franz tot im Hof der Polizeiinspektion – und das nach einem heftigen Streit zwischen Eberhofer und dem Barschl, der von zahlreichen Zeugen beobachtet wurde. Und da alle der Meinung sind, der Eberhofer wärs gewesen, muss der Franz selbst die Ermittlungen übernehmen.

 

Meine Bewertung:

Rita Falk kenne ich seit Hannes. Dieses so ganz andere, so gefühlvolle Buch hat mir dermaßen zugesagt, dass ich mich sogar noch mal an das Genre des Provinzkrimis aus Bayern herangetraut habe, obwohl ich diesbezüglich von einem anderen Autor eher enttäuscht wurde. Also das Audible-Guthaben in ein bayrisches Hörbuch, gelesen von Christian Tramitz, investiert und so kam es, dass ich bereits nach wenigen Minuten ein breites Grinsen im Gesicht herumtrug. Herrlich!

Die Atmosphäre war durchzogen von Heiterkeit, und ich sah sämtliche Charaktere stets vor mir, ohne auch nur einen von ihnen ernst nehmen zu können. Zu trocken waren die Kommentare von Franz, zu leicht heraus geführt so manche Unterhaltung, so süffisant vorgetragen von Tramitz. So bietet das Hörbuch auf jeden Fall eine Menge Spaß. Dass zusätzlich zu den recht unterhaltsamen Szenen eine Figur auftaucht, die ein wenig Schwere in die Geschichte hereintrug, half mir, dem Ganzen doch ein wenig Ernsthaftigkeit abzunehmen. Mit dem Auftauchen von Paul verändert sich spürbar die Stimmung bei der Oma und dem Vater vom Franz. Die Oma, verzückt von diesem unerwarteten Besuch, der Vater pikiert über die verschobene Aufmerksamkeitsspanne, die die Oma nun an den Tag legt.

Mit der Zeit und zunehmender Hördauer fielen mir jedoch einige Wiederholungen auf, die mich ein bisschen störten. Das waren so drei, vier Redewendungen und Themen, die immer wieder aufkamen, zum Beispiel Essen. Franz Eberhofer ist ein waschechter Genießer und so verliert er über jedes Gericht, das er zu sich nimmt, immer ein paar Worte. Ab und zu fließt einem da schon das Wasser im Mund zusammen, aber die immer gleichen Formulierungen ließen mir alsbald den Mund auch wieder trocken werden. Natürlich gehört das wohl einfach mit dazu, diese recht einfache Satzbaukonstruktion, die mir beim Hören das Gefühl gibt, da redet wirklich einer mit mir. Allerdings ist die bayrische Sprache doch auch sehr vielfältig, sodass nicht immer wieder das gleiche gleich gesagt werden muss. Das nahm mir zum Ende hin doch ein wenig die Freude am Hören.

Es muss eigentlich gar nicht erwähnt werden, dass ein großer Teil der Hörfreude auf den Sprecher Christian Tramitz zurückgeführt werden kann. Es war einfach herrlich, ihm dabei zuzuhören, wie der den Franz Eberhofer vertont, aber auch den verschnupften Moratschek. Ich bin gespannt, wie sich so ein Provinzkrimi von Rita Falk liest, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Vertonung dem ganzen noch ein wenig mehr Qualität verleiht.

 

Fazit:

Anfangs war ich schlichtweg vom Hörbuch begeistert: Heiterkeit, Sonnenschein und diese herzerfrischenden Charaktere. Dass neben dieser Leichtigkeit des Seins durch den Besuch eines alten Bekannten ein wenig Tiefe in die bis dato nicht ganz ernst zu nehmende Geschichte hereinkommt, schadet dem Ganzen überhaupt nicht. Gegen Ende hin wurde ich jedoch einiger Wiederholungen von Szenen etwas überdrüssig, sodass meine Begeisterung abnahm. Ein Hoch jedoch auf den Sprecher Christian Tramitz, ohne den mir das Buch ganz sicher nicht ganz so gut gefallen hätte.

 
4 von 5 Bewertungskatzen
 

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5798

Carolina de Robertis: Perla

Es gibt nicht viele Bücher, die Wissen vermitteln, Emotionen transportieren und das Bewusstsein erweitern können. Dank der Leseprobe von vorablesen.de bin ich jedoch auf einen Schatz gestoßen, ein gewaltiges Buch, das eigentlich in keiner Rezension so eingefangen werden kann, wie es ihm ebenbürtig wäre.

 

 
Perla

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: 7. März 2013
Verlag: Krüger
Seitenzahl: 336
ISBN: 3810508535
Preis: 18.99 Euro (Geb. Ausgabe)

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Darum geht es:

Carolina de Robertis zeichnet in Perla das Portrait einer jungen Frau, die Teil einer Geschichte eines Landes ist, gezeichnet von Mord, Unrecht und Finsternis. Die Diktatur in Argentinien, die zwischen 1976 und 1983 vielen Menschen das Leben, Familie und Glück nahm, berührt auch Perlas Identität. Sie glaubt die Geschichten über die Desaparecidos – die Verschwundenen – nicht. Bis sich eines Abends alles verändert.

 

Meine Bewertung:

 

„Manche Dinge kann der Verstand allein nicht fassen.
Also hör, wenn du kannst, mit deinem ganzen Sein zu.”

Carolina de Robertis: Perla, S. 11

 

Ich stürzte in die Geschichte, wie der junge nasse Mann in Perlas Wohnung. Und während sie sich zuerst mit einem Messer vor dem scheuen Eindringling zu wehren gedachte, konnte ich nicht glauben, was ich las. Auch Perla war sich dieses Geschehnisses nicht sicher: Ist der Mann, der aus Wasser zu sein scheint, wirklich echt? Doch auch am nächsten Tag noch wartete er in der Wohnung auf sie, während Perla – die perfekte Tochter und perfekte Musterstudentin der Psychologie in der Uni von Buenos Aires – den Freudschen Traumtheorien folgte. Was verbindet diese bodenständige, gut behütet aufgewachsene junge Frau mit dem nassen Mann in ihrem Wohnzimmer?

Man begibt sich auf die Reise in eines der dunkelsten Kapitel der argentinischen Geschichte. Es geht um die Militärdiktatur, die bis 1983 das Land erstarren ließ. Der sogenannte Prozess der Nationalen Reorganisation – kurz: el proceso – kostete tausenden politischen Gegnern der Regierungsgewalt das Leben. Über 30.000 Menschen verschwanden einfach – zurück blieb die Unwissenheit, verzweifelte Frauen und Männer, die ihre Partner, ihre Söhne, ihre Töchter und Freunde verloren; Verzweiflung, Wut, Trauer und Abscheu. Protestbewegungen waren so gefährlich wie versteckt. Am bekanntesten waren die Zusammenkünfte der Madres auf dem Plaza del Mayo – den Müttern, die um ihre Söhne trauerten. Bedeckt mit weißen Kopftüchern umrundeten sie den Platz im Zentrum von Buenos Aires stumm und stillschweigend.

Der geschichtliche Hintergrund dieses Buches verspricht eine emotional beschwerliche Reise. Tatsächlich habe ich selten ein Buch gelesen, das so überwältigend, so lebendig ist. Sprachgewaltig in leisen Worten, die manchmal wie kleine Tröpfchen, manchmal wie ein ganzer Schwall Wasser aus den Seiten quellen. Trotz der rührenden, traurigen, entsetzlichen Geschichte, verbirgt es so viel Leben und Farbigkeit. Hat man einmal damit angefangen, lässt es einen nicht mehr los. Man ist gefangen zwischen den Zeilen, treibt auf den Worten dahin. Wird von Abscheulichkeiten hinabgezogen. Strampelnd kehrt man aus den Tiefen wieder hervor und sieht das strahlende Licht der Sonne, des Lebens, des Glücks durch die Wasseroberfläche perlen, die man gleich erreicht hat.

 

„Wir plünderten das Bücherregal ihrer Eltern, zogen Bände heraus, lasen und teilten uns gegenseitig unsere Funde mit. Wir bauten uns Festungen um uns, mit Büchern aus Mauersteinen. (…) Ich verstand oft nicht, was die Worte bedeuten sollten (…). Den Geschmack der Worte zu kosten, war genug.“

Carolina de Robertis: Perla, S. 56f
 

Fazit:

Dieses Buch zu lesen, lohnt sich aus vielerlei Gründen. Ich habe viel gelernt, über die argentinische Geschichte, über das Lebensgefühl in der Hauptstadt, über die südamerikanische Mentalität. Ich war berührt, ergriffen und gefesselt. Vor allem die Sprachgewalt ist es, die das Buch so wunderbar macht. Mal laut, mal leise erzählt die Autorin von ihrer Protagonistin, die es auf dieser Welt – vielleicht nicht in dieser Form – aber auf sehr ähnliche Weise ganz oft gibt. Man kann die Großartigkeit dieser Geschichte kaum in Worte fassen.
Dieser Roman hat mein Herz auf den Kopf gestellt.

 
5 von 5 Bewertungskatzen

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5804
"Manche Dinge kann der Verstand allein nicht fassen. Also hör, wenn du kannst, mit deinem ganzen Sein zu."

Carolina di Robertis: Perla, S. 11

John Irving: In einer Person

Mein erstes Buch aus der Bibliothek soll gleich ein ganz besonderes sein. Von John Irving habe ich schon viel Gutes gehört, also griff ich zum einzig verfügbaren Exemplar, welches die Bibo zu bieten hatte. Herausgekommen ist “In einer Person”, welches mich nicht nur zu überraschen, sondern auch zu begeistern wusste.

 

 
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Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: September 2012
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 725
ISBN: 978-3257068382
Preis: 24.90 Euro (Geb. Ausgabe)

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Darum geht es:

William wächst in einer Familie auf, in der viele Dinge vor ihm unausgesprochen bleiben. Über seinen Vater bleibt vieles im Dunkeln und bis er die Ungereimtheiten bemerkt, vergehen einige Jahre. Auch warum besonders die weiblichen Familienmitglieder eine große Abneigung gegenüber der zauberhaften Miss Frost, der Bibliothekarin aufbringen, versteht William nicht. Im Gegenteil: Sie ist es, die ihn für sein restliches Leben zeichnet – mit Liebe, Verstand und Herz.

 

Meine Bewertung:

 
Ich stolperte etwas unerwartet in ein Buch hinein, das sich für mich im Klappentext etwas anders anhörte, als es die längere Buchbeschreibung schlussendlich versprach. Da ich mich aber gern in Bücher fallenlasse, ohne die Handlung vorweg genommen zu bekommen, überraschte mich mein erster Irving an mancherlei Stellen. Es geht nämlich nicht allein um Identität, sondern vor allem um die Identität des Geschlechts, die sich in der Zeit der Pubertät verstärkt herausbildet.

William wächst in einer Schauspielerfamilie auf, die am Theater der kleinen Stadt Vermont regelmäßig Stücke aufführt. Rollen möchten bestmöglich ausgefüllt werden und so ist es für den Jungen ganz normal, dass sein Opa in Frauenkleider schlüpft und so manche weibliche Rolle besser ausfüllt, als es die anderen Frauen jemals könnten. Der neu hinzugezogene Richard Abbott bemerkt relativ früh, dass William noch keinerlei Bezug zu Literatur aufweist und bringt ihn – unter leichtem Protest der weiblichen Personen in Williams Familie – in die Stadtbücherei. Dort übergibt er ihn in die Obhut der zauberhaften Miss Frost, die sich rührend um die literarische Bildung des Jungen kümmert. Sein Interesse liegt vor allem auf Büchern über die Schwärmereien für die Falschen, wobei besonders Miss Frost nicht ausgenommen wird. Immerhin ist William von der ersten Minute ihrer Begegnung in die deutlich ältere attraktive Frau verliebt.

Die Schwärmereien begleiten William noch während seiner Schullaufbahn. Mit seiner Freundin Elaine hat er gemein, denselben Jungen der Schule attraktiv zu finden – ausgerechnet denjenigen, der ihnen augenscheinlich die meiste Verachtung, Hohn und Spott entgegen bringt. Und doch sind Kittredge und Miss Frost diejenigen, die William und auch Elaine für ihr restliches Leben lang prägen werden.

Das Buch führt durch die amerikanische Geschichte der Homo- und Bisexualität. Es wirft Fragen nach dem „Falsch“ oder „Richtig“ auf, wobei man anhand der Figur des William, der aus seiner Perspektive sein Leben erzählt, darauf aufmerksam gemacht wird, dass man sich diese Identität kaum selbst aussuchen kann und sich sicher nicht dafür schämen muss. Man spürt, welcher Hass – und ja, es ist sogar Hass – Verachtung und Abscheu den Menschen entgegen gebracht werden, die ihre Rolle nicht „konform“ ausfüllen. Bis zu seinen spätesten Jahren spürt man, wie sehr William von seiner Vergangenheit geprägt wird, vor allem von den Geschehnissen seiner Kindheit. Man begleitet den Helden – und das ist er wirklich – in der Schwulenbewegung der 60er und 70er Jahre. Man leidet mit ihm, als ihm die Aids-Epidemie seine Freunde und Geliebte nimmt. Spürt die Angst und Distanz, die er gegenüber der Krankheit aufzubauen gedenkt, um so wenig wie möglich mit ihr in Berührung zu kommen. Dabei spinnen sich stets Fäden zurück in seine Vergangenheit und stellen eine sehr angenehme Spannung her. Die Geschichte baut sich schließlich bis zur heutigen Zeit auf, in der die Gesellschaft zaghaft tolerant der Homosexualität gegenüber tritt.

Geschrieben hat Irving die Geschichte um William Abbott auf sehr schöne Weise aus der Ich-Perspektive. Während man aus seinem Leben liest, spricht William den Leser direkt an. Die Beziehung, die ich zu ihm aufbaue, ist deswegen auch eine sehr nahe, wodurch viele Ereignisse auch mich persönlich sehr berühren. William ist wirklich ein großer Held – denn er stellt sich seinen Bedürfnissen und unterdrückt sie nicht, egal was andere von ihm denken mögen. So wird aus dem anfangs etwas zurückgezogenen Jungen ein mutiger und aufrichtiger Mann.

 

Fazit:

„In einer Person“ wird von dem jungen William Abbott erzählt, der in seiner frühen Pubertätsphase eine Schwärmerei für die Falschen an sich wahrnimmt. So fühlt er sich nicht nur zur deutlich älteren Bibliothekarin, sondern auch zu einem Jungen seiner Schule hingezogen. Man begleitet William durch die amerikanische Geschichte der Homosexualität – über die Schwulenbewegung, die Aids-Epidemie bis heute, in Zeiten zaghafter Toleranz. Es ist ein tolles Buch über Schubladendenken, Mut und das Einfinden in Rollen. Man lernt bei der Lektüre auch einiges über sich selbst. Schon allein deswegen ist das Buch empfehlenswert.

 
4 Bewertungskatzen
 

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5788

Neuerscheinungen im März

Frühling! Die Sonne scheint endlich, der Himmel ist so blau wie noch nie in diesem Jahr und die Schneeglöckchen haben ihre kleinen weißen Köpfchen aus dem Schnee emporgereckt, um Energie zu tanken. Und dann ist auch noch März und es gibt neue Bücher! Die Neuerscheinungsliste ist aktualisiert und hält ein paar richtige Schmankerl bereit.

 
Neuerscheinungen
 

Wie wäre es zum Beispiel mit dem Krimi von Andrea Sawatzki Ein allzu braves Mädchen? Die rothaarige Schauspielerin aus dem Tatort dürfte jeder eigentlich kennen. Im März erscheint ihr erster Kriminalroman bei Piper, der schon durch sein schönes Cover interessant auf mich wirkt. Die Polizei findet einen 71jähigen alten Mann im Badezimmer ermordet auf und ganz in der Nähe im Waldstück eine verstörte junge Frau, die nicht weiß, wie sie dahin gekommen ist. Lohnenswert soll der Krimi vor allem auch wegen seiner psychologische Tiefe sein, die die Autorin in das Stück hat einfließen lassen. Ich bin gespannt!
Vielversprechend klingt für mich auch der finnische Roman Geh nicht einsam in die Nacht von Kjell Westö. Die drei Freunde Ariel, Jouni und Adriana wachsen in den bewegten 68ern auf und gründen eine Band. Eine Weile geht das gut und obwohl sie so unterschiedlich sind, wie man es als Freunde nur sein kann, ergänzen sie sich vorzüglich. Dann trennen sich ihre Wege. 20 Jahre später macht sich ein Mann auf die Suche nach den dreien, deren Lebenswege sich auf wundersame Weise in seinem eigenen vereinen.
Der Roman von Grace McCleen Wo Milch und Honig fließen, berührt auf eine ganz andere Art. Die 10jährige Judith, die so anders ist als ihre Mitschüler und von ihnen gemieden wird, wünscht sich nichts sehnlicher als ein wenig Schnee aus Rasierschaum, Watte und Daunenfedern, die für Schulausfall sorgen. Tatsächlich ist dies das erste Wunder, das Judith bewirkt. Ihre Geschichte erzählt von Gut und Böse, Glaube und Zweifel, über Liebe, Verlust und Erlösung.
Dann möchte ich noch auf ein Buch aufmerksam machen, das so bewegend ist wie Anne Franks Tagebuch. Der Grafverlag veröffentlicht am 8.3. das Tagebuch der Lena Muchina, einem russischen Mädchen, das seine Gedanken zu Zeiten der Leningrad-Belagerung niederschreibt. Als sie die ersten Worte verfasst, führt sie ein ganz normales Leben. Rund einen Monat später ist Leningrad eingekesselt und der Hunger beginnt. Ihr Tagebuch lässt uns einblicken in eine Zeit, die grausam und schrecklich war.
Und schließlich habe ich noch ein weiteres Buch, das ich euch ans Herz legen möchte. Wem “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” gefallen hat, der dürfte sicher auch von Flamingos im Schnee berührt werden. Die krebskranke Campbell Cooper möchte gern wieder einen ganz normalen Teenager-Alltag erleben, doch ihre Krankheit nimmt ihr jede Normalität. Ihre Mutter beschließt, mit ihr in die Stadt Promise in Maine zu ziehen, in der angebliche Wunder geschehen: Flamingos, Schnee im Sommer und Regenbögen ohne Regen. Für Campbell bietet sich dort die Möglichkeit, ein wenig Glück wiederzufinden.

Das klingt doch vielversprechend. Was sind eure Highlights im März?

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5777

Rückblick Februar 2013

Endlich ist März und der Frühling klopft langsam aber sicher an die Tür. Ich freue mich schon so sehr auf wärmende Sonnenstrahlen, die kleinen Köpfchen von Schneeglöckchen, Krokus & Co., die sich langsam durch den Schnee an die Oberfläche schieben. Der März wartet mit der Leipziger Buchmesse & dem Osterfest am Ende des Monats auf. Doch bevor es soweit ist, wird der Blick noch einmal auf die vergangenen vier Wochen gerichtet.

feb-überblick
 
Im Februar habe ich ähnlich wie im ersten Monat des Jahres erstaunlich viel gelesen. Dies geschah auch dank der zwei Hörbücher, die ich geschafft habe. Es gab diesmal durchaus Bücher, die mir absolut nicht gefallen haben, aber auch welche, die voll und ganz meinen Geschmack getroffen haben.

 
feb-gelesen
Der Mann der den Regen träumt

Ali Shaw: Der Mann, der den Regen träumt
Dieses Buch habe ich dank vorablesen.de vor die Nase bekommen und ich muss sagen, dass ich es weitaus gelungener als seinen Vorgänger empfand. Diese fantastische Idee, das Wetter lebendig werden zu lassen, und auch ihre sehr gute Umsetzung machen dieses Buch zu etwas besonderem. Die Figuren sind längst nicht so passiv und nebelig umschlungen wie im Vorgänger. Deswegen habe ich 4 von 5 Lesekatzen vergeben.

Unter Haien (Nele Neuhaus)

Nele Neuhaus: Unter Haien (Hörbuch)
Furchtbar enttäuscht war ich von meinem ersten Hörbuch im Monat. Mir hatte schon der kürzlich veröffentlichte Krimi von Neuhaus “Böser Wolf” nur mäßig gut gefallen. Aber so entsetzt und genervt war ich schon sehr lange nicht mehr von einem Buch wie von Unter Haien. Völlig banal, oberflächlich & unrealistisch, und aus meiner Sicht auch eine völlige verkehrte Darstellung der Hauptfigur (ich erinnere mich an die “clevere Alex”, die selten so clever war, wie es betont wurde). Ganz und gar nicht mein Fall. Nur 2 Lesekatzen.

Der Professor (Hörbuch)

John Katzenbach: Der Professor (gekürztes Hörbuch)
Von gekürzten Hörbüchern halte ich ja eigentlich nicht ganz so viel, in Anbetracht der Tatsache, nicht das ganze Buch genießen zu können. Im Fall des Professors hat das für mich nicht zugetroffen. Ganz im Gegenteil fand ich für diese Idee & Umsetzung die gekürzte Fassung als ausreichend. In diesem Fall hat mir aber besonders der Sprecher Simon Jäger ausgesprochen gut gefallen. Kein Muss, aber durchaus interessant: 3 von 5 Lesekatzen.

 

Jakob Arjouni: Mehr Bier
Der zweite Fall für Kemal Kayankaya, den Privatdetektiv, der in Frankfurt/M auf Spurensuche geht, sagte mir nicht ganz so sehr zu, wie der Auftakt der Reihe. Vielleicht war es einfach nicht mein Thema (Es geht um eine Gruppe Umweltschützer & um Bestechung). Trotz allem war natürlich der Schreibstil gewohnt unterhaltsam, auch wenn es aus meiner Sicht nicht ganz so heiter zuging wie im Vorgänger. 3 von 5 Lesekatzen.

 

Kafka am Strand

Haruki Murakami: Kafka am Strand
Was soll ich anderes dazu sagen, außer: Was für ein fantastisches Buch! Der Schreibstil ist so lebendig, dass ich glaube neben dem jungen Kafka Tamura, oder Nakata zu wandeln, die Bücher in der alten Bibliothek höchstselbst anzufassen, das Rascheln der Seiten zu hören und die schöne Saeki zu sehen. Ein paar Szenen gingen mir sehr nah, sodass es mir fast die Tränen in die Augen trieb. An anderen Stellen dachte ich mir: “Was für ein kluger Junge, der die Welt so rein und gedankenreich betrachtet.” Ein weises, fantasievolles & großartiges Buch. 5 von 5 Lesekatzen.

 

Bruder Kemal

Jakob Arjouni: Bruder Kemal
Der letzte Teil der Geschichte um Kayankaya erschien im vergangenen Herbst. Mittlerweile ist im Leben des Privatdetektivs viel Zeit vergangen. Man merkt, er wird ruhiger & gemütlicher. Der Wandel in seiner Persönlichkeit, der gewohnte Witz, die hervorragend eingearbeitete Gesellschaftskritik machen diese Reihe einfach zu etwas besonderem. Krimifans, die es auch gern ein wenig lustig mögen, dürfen eigentlich nicht an Arjouni vorbeigehen. Sehr empfehlenswert ist übrigens auch die Vertonung durch Rufus Beck.

 
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Das ist ganz eindeutig. Absolut empfehlenswert ist Haruki Murakamis Kafka am Strand! Und ebenso eindeutig stellt sich für mich der Flop des Monats dar: Hände weg von “Unter Haien” (Nele Neuhaus).

 
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Ich habe mich diesen Monat in der Stadtbibliothek angemeldet, um in noch mehr Büchergenuss zu kommen. Ausgeliehen habe ich mir deswegen diesen Monat:

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John Irving: In einer Person: Dieses Buch lese ich gerade und ich bin wahnsinnig begeistert, obwohl es noch nicht einmal richtig angefangen hat. Es ist definitiv ein Buch, dem man aufmerksam zuhören muss, denn die Hauptfigur erzählt wahnsinnig gern und ausschweifend. Aber dies auf so unterhaltsame und mitunter witzige Weise, dass ich es ganz toll finde bisher. Es geht mal wieder um Identität und verschiedene Rollen, die man einnimmt. Für mich sehr interessant.

Rita Falk: Winterkartoffelknödel: Vom letzten Alpenkrimi (Jörg Maurer) war ich wahnsinnig enttäuscht und wollte mich nie mehr an dieses Krimigenre heranwagen. Nachdem ich mir das Hörbuch “Grießnockerlaffäre”, vorgetragen von Christian Tramnitz jedoch zu Gemüte geführt habe (ich bin noch nicht ganz fertig), war ich so begeistert, dass ich mir den Auftakt der Reihe als Buch ausgeliehen habe. Herrlich komisch.

 
feb-vorschau
Diesen Monat werde ich auf jeden Fall “In einer Person” von John Irving lesen.
Perla

Zugleich werden in den nächsten Tagen zwei neue Bücher eintreffen, die ebenfalls im März noch gelesen werden: Einmal habe ich bei vorablesen eine ganz fantastische Leseprobe gekostet: Perla von der argentinischen Autorin Carolina de Robertis, welches am 7. März 2013 erscheinen wird. Da ich mich absolut nicht in der argentinischen Geschichte auskenne, wollte ich dieses Buch sehr gern haben. Es geht um eine junge Frau, in deren elterlicher Herkunft einige dunkle Flecke entfernt werden sollen. Dazu taucht man ein in die Zeiten der Diktatur, in welcher Perlas Eltern lebten.
Ein Hologramm für den König

Außerdem werde ich für das monatlich online erscheinende buch-magazin.com die Neuerscheinung aus dem Februar rezensieren: Ein Hologramm für den König von Dave Eggers. Dieses Buch behandelt die globalisierte wirtschaftliche Vernetzung und was sie aus uns Menschen macht. Damit wird mein Soll vermutlich auch erfüllt sein. ;) Ich freue mich auf die kommenden Lesetage.

Was habt ihr euch für den März vorgenommen?
 

Quelle: http://www.lesewiese.net/?p=5739

Zum Gedenken an Otfried Preußler

Seine Kinderbücher haben mir sehr viel Freude bereitet und prägten mein frühes Leseverhalten sehr. Das kleine Gespenst, die kleine Hexe und Räuber Hotzenplotz begleiteten mich eine sehr lange Zeit im Buchregal und auch jetzt noch im Herzen, auch wenn sie aus Platzgründen auf dem Dachboden der Eltern schlummern. Ihr Erfinder, Otfried Preußler, verstarb am 18. Februar diesen Jahres im Alter von 89 Jahren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Übrigens stammt auch “Krabat” aus seiner Feder.
Otfried Preußler hat mich durch sein Lebenswerk sehr reich beschenkt und ist einer der bedeutendsten Kinderbuchautoren der Welt.

 
Kinderbücher von Otfried Preußler

Haruki Murakami

Kafka am Strand: Roman (Das Besondere Taschenbuch) - Haruki Murakami

Auf mehrfache Empfehlung hin, habe ich mich endlich mal an einen Murakami herangetraut. Was für ein wunderbares Buch, gefüllt mit einem reichen Schatz an Weisheit, Traumhaftigkeit und Fantasie! Sprechende Katzen! Sardinen, die es vom Himmel regnet! Das klingt doch vielversprechend, oder?!

 

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: März 2006
Verlag: btb
Seitenzahl: 640
ISBN: 9783442733231
Preis: 10.00 Euro (Taschenbuch)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

Kafka Tamura ist 15 Jahre alt und hat beschlossen, vor der Prophezeiung zu fliehen, die ihm sein Vater einmal gemacht hat. Also nimmt er gut vorbereitet und als der angehende „stärkste 15jährige der Welt“ Sack und Pack und verlässt Tokio. Seine aufregende Reise verschlägt ihn in eine kleine Bibliothek, in der er die Bekanntschaft mit Saeki-San schließt. Obwohl der Altersunterschied zwischen beiden sehr groß ist, spürt Kafka eine starke emotionale Verbindung zwischen ihnen.
Zeitgleich wird der liebenswerte ältere Herr Nakata zu einem Mord gezwungen und muss kurzerhand flüchten. Auch er begibt sich auf eine lange Reise, auf der er vieles lernt und erlebt – und auf der er vor allen Dingen etwas Wichtiges sucht. Wie hängen diese beiden Schicksale miteinander zusammen? Und was ist am Ende noch Wirklichkeit?

 

Meine Bewertung:

 

„Hin und wieder hat das Schicksal Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm, der unablässig die Richtung wechselt. Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen, ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen.“

Murakami: Kafka am Strand, S. 9

 

Den Jungen Kafka Tamura erfahre ich als verschlossenen und klugen Geist, voller Gedanken, Zweifel und Fragen über sich und die Welt. Bemüht darum, die Kontrolle über seinen Körper und Handlungen zu erlangen, trainiert er schon seit geraumer Zeit in Fitnessstudio und schult sich mit seinem Freund Krähe dank häufiger Bibliotheksbesuche in geistreichen Diskussionen. Der Verlust seiner Mutter und Schwester im Alter von 4 Jahren beschweren sein Herz. Auch das schlechte Verhältnis zu seinem Vater belastet den Jungen. Deswegen beschließt Kafka an seinem 15. Geburtstag das Elternhaus zu verlassen und vor der dunklen Prophezeiung seines Vaters, die sehr an die griechische Sage des Ödipus erinnert, zu fliehen. Am Ende findet Kafka seinen Weg, auch dank Krähe, in die Unterwelt und steht vor einer schwierigen Entscheidung.

Der zweite Handlungsstrang, der sich neben Kafkas Beschluss aufbaut, handelt von Nakata, dem etwa 60jährigen Mann, der zwar nicht lesen und schreiben kann und auch sonst von seiner Umwelt als „dumm“ bezeichnet wird. Aber Nakata kann mit Katzen sprechen – diese Gespräche erfüllten mein Herz ungemein – und sein Tun wird umhüllt von einer Art buddhistischer Weisheit. Nakatas Umgang mit den Menschen ist ehrlich, gutmenschlich und liebenswert. Im Gegensatz zu Saeki, die Kafka in der Gedächtnisbibliothek kennenlernt, lebt Nakata vollkommen in der Gegenwart.

Das Leben mit der Zeit und die Veränderung und Weiterentwicklung, die diese für die eigene Identität bedeutet sind das große Rahmenthemas des Buches. Wie viele Personen trägt man in sich? Steckt vielleicht in einem 40jährigen nicht auch irgendwo verborgen im Innersten sein 15jähriger Vorgänger? Es geht auch um den fernöstlichen Schicksalsglauben; der Unausweichlichkeit des vorbestimmten Lebensweges. Murakami schafft es, diese asiatische Idee mit unserem westlichen Glauben an Individualisierung zu einen.

Zauberhaft sind die Ideen des Buches. Die bildhafte und tiefgehende Sprache rief bei mir eine lebendige Szenerie im Kopf hervor und ich beobachtete begeistert die Figuren bei ihren Taten. Die Wahrnehmung der Welt durch Kafkas Augen ist eine große Bereicherung für mich gewesen. Er hat ein unglaublich reifes Verständnis von Literatur. Auch Musik als weitere Leidenschaft des Autors bildet immer wieder einen Schwerpunkt, der sich auf die Figuren verändernd auswirkt. Ich wandelte durch die fremde Welt, die Murakami heraufbeschwört, mit staunenden Augen, lachendem und weinendem Herzen. Ich erschrak über manche Stellen (Die Umstände des Mordes durch Nakatas Hand). Und ich spürte das Unbehagen Kafkas im Wald:

 

„Ich habe nicht gewusst, dass Bäume so unheimlich sein können. Die einzigen Pflanzen, die ich bisher gesehen und berührt habe, sind sorgfältig gehegte und gepflegte Pflanzen in der Stadt gewesen. Aber diejenigen, die es hier gibt – nein, die hier leben – sind völlig anders. Sie haben physische Kraft, haben einen Atem, den sie gegen die Menschen ausstoßen, und scharfe Blicke, mit denen sie ihre Beute fixieren. Sie verfügen über uralte, dunkle Zauberkräfte.“

Murakami: Kafka am Strand, S. 187

 

Fazit:

Murakamis Roman „Kafka am Strand“ erzählt die Geschichte eines sehr mutigen und klugen Jungen, der einige grundsätzliche Fragen des Lebens klären muss. Die Figuren werden begleitet von einer großen Weisheit, werden gelenkt und gesteuert durch ihr vorbestimmtes Schicksal. Und doch sind sie Einzelkämpfer, die sich aus der Masse der Gesellschaft hervorheben. Murakami schafft eine Symbiose zwischen ostasiatischer und westlicher Welt auf eine sehr lebendige Weise. Man begibt sich selbst mit Kafka und Nakata auf die große Reise in einer Traumwelt. Man sieht Dinge, die einen sprachlos machen. Fühlt plötzlich die Musik auch ein wenig anders. Man spürt die Leere Nakatas und Entsetzen und Freude. Es ist ein sehr tolles Buch, voller Fantasie und Kraft, und doch stimmt es sehr nachdenklich.

 
5 von 5 Bewertungskatzen