Ich weiß gar nicht, wie lange ich um dieses Buch herumgeschlichen bin, bis ich es erstens zu Hause hatte und zweitens es schließlich gelesen habe. Die Bewertungen bei Lovelybooks und Amazon waren voller Lob, und als schließlich auch eine Freundin davon sehr begeistert und berührt war, wanderte es tatsächlich immer weiter nach oben auf die Wunschliste. Am Ende bescherte mir ein Gutschein das E-Book und ich muss sagen: Ich hätte es früher lesen müssen!
Veröffentlicht: Juli 2012
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Seitenzahl: 288
ISBN: 3446240098
Preis: 16.90 Euro (Gebunden)
Die 16jährige Hazel hat Lungenkrebs und obwohl sie ein Medikament bekommt, das ihr Leben verlängert, weiß sie, dass ihre Zeit nur sehr begrenzt ist. Und diese möchte sie mit einem normalen Leben füllen, in dem sie weder bemitleidet wird, noch der Kummerschwerpunkt ihrer Eltern ist. In einer Selbsthilfegruppe, die sie eigentlich gar nicht gern besuchen will, lernt sie den attraktiven Gus kennen, der ihr schließlich ihren größten Wunsch erfüllt: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um Hazels Lieblingsautor Peter Van Houten kennenzulernen.
John Green Das Schicksal ist ein mieser Verräter, S. 216
Ein Buch über eine todbringende Krankheit, die das Leben von Menschen innerhalb kurzer, schmerzvoller Zeit dramatisch beendet, ist unweigerlich mit Traurigkeit, Schwermut, Nostalgie und vielen sich überschlagenden Gefühlen verbunden. Auch wenn der Tod zum Leben dazugehört, sind diese Krankheiten besonders für junge Menschen, die noch am Beginn ihres Lebens stehen, am allerschlimmsten. Vor allem, weil ihnen Chancen genommen werden, Dinge zu erleben, die das Leben so vielfältig und bunt sein lassen. Weil es nicht schön ist, wenn man in einer unglaublich aufregenden Zeit Erfahrungen nicht einfach sammeln und genießen kann, sondern man stets das Ende und die Bedeutungsschwere von Situationen vor Augen hat.
So wünscht sich auch Hazel, die gerade mit ihren blutjungen 16 Jahren auf eine enorme Krankheitsgeschichte zurückblicken muss, nichts weiter als normal zu sein. Als keinen Lungenkrebs zu haben, der sie bereits fast schon einmal umgebracht hätte und sie nur mit letzter Kraft zurückgeholt werden konnte. Dank eines Medikamentes, das es leider nicht gibt, kann sie noch eine gewisse Zeit auf der Erde verweilen, mit Freunden zusammen sein und lieben (lernen). Wie lange diese Zeit bemessen ist, weiß keiner, nur dass es nicht besonders lang sein wird, ist gewiss. Und mit Sauerstoffflasche ausgerüstet, sich selbst als Kummerquelle ihrer Eltern betrachtend, verweilt sie hadernd und lesend. Besonders ein Buch hat es ihr angetan, das sie immer wieder liest und das Ende ist es, was sie daran am meisten fesselt. Als sie Gus in der Selbsthilfegruppe kennenlernt, die sie eigentlich gar nicht leiden kann, weil das Treffen Tod und Krankheit vor Augen führt, findet sie jemandem, mit dem sie ihre Leidenschaft für dieses Buch teilen kann. Gemeinsam lesen und verlieben sie sich schließlich ineinander und verleben eine glückliche, aber auch schwermütige Zeit. Freunde sterben, oder verlieren Lebensfreude, -mut und auch Organe an den Krebs. Eltern sorgen sich, und wollen das Beste für ihr todkrankes Kind, das sie lieben, das aber auch die einzige Quelle ihres Leides ist.
John Green Das Schicksal ist ein mieser Verräter, S. 110
Und so erzählt das Buch die Geschichte von einem jungen Pärchen, das nicht mehr viel Zeit miteinander verbringen kann, und die verbleibende so glücklich wie möglich nutzen will. Sie reisen zusammen nach Amsterdam, erfüllen sich einen Lebenstraum und stellen fest, dass das Leben keine Wunscherfüllmaschine ist.
Und auch wenn ich beim Lesen den Tod genauso vor Augen hatte wie die Figuren, die von ihm erzählen, spürte ich dass das Buch nicht einfach über den Tod erzählt, sondern auch bunt, schillernd und glücklich vom Leben. Witzige Dialoge – Gus ist einfach großartig – brachten mich zum Lachen, andere wiederrum ließen mir die Tränen in die Augen schießen und ich konnte gar nicht mehr aufhören damit, mit beidem. Manchmal saß ich andächtig da und dachte über die Schönheit der Worte nach, die ich soeben gelesen hatte. Viele davon haben sich in mein Herz gepflanzt und ich werde sie fortan immer bei mir tragen, wie einen Schatz. Das schönste an dem Buch ist jedoch, wie ehrlich es erzählt. Weder Behandlungsmethoden, Schmerzen, das Vollgestopfe mit Medikamenten, die kaum gesund, aber gleichzeitig anderes krank machen, noch das Mitleid, das die Betroffenen von Gesunden empfangen – nichts wird verschönt und es tat mir sehr, sehr weh das alles zu lesen. Besonders bemerkenswert sah ich auch die Rolle der Eltern, von beiden – Gus und Hazel – für die so eine Situation wirklich sehr schwer ist. Und auch Hazels Ängste, wie das Leben ihrer Eltern nach ihrem Tod weitergeht, haben mich nicht mehr losgelassen.
Wer dieses Buch zu Hause stehen hat, oder wer noch überlegt, es zu kaufen: Lest es. Sofort! Es ist ein vielseitiges, ehrliches, lustiges, wunderbares Buch über eine sehr, sehr traurige Sache. Ich ging aus meiner Lektüre jedoch nicht nur mit traurigen, schweren Gedanken heraus, sondern spürte auch eine unglaubliche Wärme dafür, das Leben in seinen Momenten zu genießen und es dafür zu schätzen, dass es unberechenbar ist. Und von den ganzen Taschentüchern, die verbraucht neben mir auf dem Couch lagen, und den tränennassen Wangen mal abgesehen: Es ist ein glücksstiftendes Buch. Und ich könnte es sofort wieder lesen. Und immer wieder. Also: Greift zu und investiert eure Zeit. Es lohnt sich.